Die chinesischen Kunststudierenden aus Oldenburgs Partnerstadt Xi’an, Wang Jianing und Junyang Hu, nutzten ihre Hospitationswochen zum direkten Austausch mit Oldenburger Künstler*innen, hier am 23.2.2024 in meinem Atelier.
Foto: Jürgen Mühlenbruch
Danksagung der Stadt Oldenburg vom 11.3.2024 an die Mitwirkenden am Hospitationsprojekt:
„Der intensive Austausch mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) in Oldenburg ermöglichte den Studierenden die direkte Interaktion mit erfahrenen Kunstschaffenden. Dies förderte nicht nur eine tiefgreifende Einsicht in die Oldenburger Kunstszene, sondern trug auch zum Aufbau persönlicher Beziehungen bei, die die kulturellen Verbindungen zwischen Xi’an und Oldenburg weiter stärken können.“
Der Chinesische Garten symbolisiert die Synthese dessen, was die Beziehung des Menschen zur Natur ausmacht. Die Gärten sind ein Kulturdokument, das viel über die chinesische Beziehung zur Welt und zum Leben aussagt . Die chinesischen Gärten entwickelten sich ab der Song-Dynastie (960 – 1229) im engen Einklang mit der Landschaftsmalerei.
Das Hinzielen zur Harmonie ist die Basis der Chinesischen Philosophie und Lebenskonzeption und bildet gleichermaßen die Grundlage für die chinesische Gartenkunst. Sie gewährt dem Menschen das, was er am meisten sucht – das Gleichgewicht des Geistes.
Chinesische Gärten sind eine Kleindarstellung des Universums. Allerdings ist das Gestaltungsziel hierbei nicht die Nachahmung der Natur, sondern es geht vielmehr um das Erfassen ihrer Vorgänge, die Verformung des Gesehenen durch subjektive Eindrücke und Gefühle. Deshalb wurde in China die Kreation der Gärten auf das gleiche Niveau wie Malkunst und Poesie gestellt. Chinesische Gärten erfassen das Unendliche mit weltlichen Mitteln, verbinden die Realität mit der Geistlichkeit.
Der Garten als Zufluchtsort der Stille
Jeder der bis heute erhalten gebliebenen Gärten verkörpert die Verwirklichung der Sehnsucht nach einer Zuflucht, um sich an der Natur in ihrer vollen Größe zu erfreuen, ohne „die Schwelle des Hauses überschreiten zu müssen“.
Die Größe des Gartens war dabei zunächst ohne Bedeutung. Je geringer der zur Verfügung stehende Raum war, desto ausgeprägter musste allerdings die Kunst der Andeutung sein. Das Element Wasser konnte daher ebenso mit einem See wie auch mit einem dünnen fließenden Bändchen ausgedrückt werden. Ein hoher, in Wolken gehüllter Berg ließ sich mit einem Stein verkörpern. Eine einzige alte Kiefer ruft die Atmosphäre abgeschiedenen Daseins hervor.
Fülle in der Ruhe
Im Mittelpunkt chinesischer Ästhetik stand jahrhundertelang die Konzeption des Raumes. Sie spielte sowohl in der Malerei als auch in der Gartenkunst eine große Rolle. Die Schlüsselfrage war hierbei, mit welchen Mitteln sich auf der begrenzten Fläche des Gartens die Illusion des unendlichen Raumes und der weitgehenden Leere gestalten lässt. So ist nach der chinesischen Auffassung die Natur ohne Grenzen.
Die Aufteilung des Raumes im chinesischen Garten entspricht grundsätzlich den gleichen Prinzipien wie in einer horizontalen Bilderrolle, die abgewickelt wird und die Grenze der Zeit und des Ortes überwindet. Im „Bild“ kann man stehen bleiben, schauen, wandern oder auch verweilen.
Für große und kleine Gärten gilt der Grundsatz der harmonischen Beziehung zwischen dem Haupt- und dem Nebensächlichen. Die Gartenszenerie war die Hauptsache. Erst dann folgte die Architektur. Der Garten soll Tiefe haben, überall soll eine Überraschung lauern. In gewissen Abschnitten soll der Garten ein Spannungsgefühl wecken, sogar das Gefühl von Gefahr („wei“).
Eine große Bedeutung hatte auch die Kreation der Szenerien in Schalen – „shangshui penjing“ – für Menschen, die keinen Garten besaßen.
Ebenso wichtig wie Pavillons, Lustschlösschen, Studierräume und andere Bauten sind Elemente, die die Gärten verbinden, vor allem Korridore, Pfade und Brücken. Diese versteht man in der Gartenkomposition als Linien („Xian“), während Gebäude Punkte sind („Dian“).
Den Gartenraum teilen zudem Gartenmauern, in denen es verschieden geformte Durchgänge gibt (z.B. Mondsichel, Flasche). Auch die Fenster in den Mauern sind abwechslungsreich geformt.
Brücken übers Wasser haben eine verbindende Rolle. Niemals gibt es in einem Garten zwei gleiche Brücken. Die Brücken sind für die Chinesen ein Garant dafür, dass das lebensspendende Fluidum – „Qi“ – gleichmäßig den ganzen Gartenraum durchdringt.
Chinesische Gärten in Europa
Garten der Freundschaft im Hortus Haren/Groningen (NL)
Ein überzeugendes Beispiel chinesischer Gartenkunst in Europa findet sich in den Niederlanden im Hortus Haren/Groningen. Der auf 6.000 qm von Shanghais Landschaftsgartenarchitekten, Meister Le Wei Zon, nach den Vorbildern der Jahrhunderte alten Ming-Gärten entworfen. Die Bauzeit betrug sieben Monaten. Dutzende chinesische Arbeiter verarbeiteten die hierfür eigens von der Stadt Shanghai zur Verfügung gestellten Baumaterialien einschließlich der dreidimensionalen Keramikkacheln für den eindrucksvollen Drachenvries an der Mauer über dem Wasserbecken vor dem Teehaus. Der „Garten der Freundschaft“ wurde am 12.4.1995 von S.M. Königin Beatrix eröffnet.
Die Säulen des Eingangsportals tragen chinesische Inschriften mit den Bezeichnungen Chinas und den Niederlanden, das Schild über dem Portal das Wort „Freundschaften“.
„Mondtor“ im Eingangshof.
Drachenvries im Hof vor dem Teehaus des stöhnenden Drachens.
Säulengang
See des roten Karpfens.
Blick auf den Aussichtspavillon.
Eingangshof
Säulengang mit Blick auf Pavillon. Detail Drachenvries.
Eine Fülle neuer Eindrücke von der vielfältigen zeitgenössischen und auch der alten Kunst- und Kultur Chinas haben die Teilnehmenden der China-Jubiläumsreise der GDCF Oldenburg mit zurückgebracht.
Blick vom Shanghai-Tower
Blick vom Shanghai-Tower
Bund
Longhua-Tempel
Huangpu-Fluss
Bund
Bund
LIu Haisu-Art-Museum
Longhua-Tempel
Shanghai
Start- und Schlusspunkt bildete die Megacity Schanghai mit ihren zahlreichen Museen, Galerievierteln und dem überwältigenden abendlichen Farbrausch der Skyscraper-Parade am Bund.
Liu Haisu Art Museum
Liu Haisu Art Museum
Liu-Haisu-Art-Museum
Liu Haisu Art-Museum
Galerieviertel M50
Longhua Tempel
Longhua Tempel
Longhua Tempel
Longhua Tempel
Französische Konzession
Power Station of Art
Power Station of Art
Volksplatz
älteste Brücke am Bund
Der Bund
Bund
Huangpi-Fluss
Bund bei Nacht
Tongli
Skizzenbuch-Impression
Einblicke in die dörfliche Lebensweise bot demgegenüber das Wasserdorf Tongli mit seinen alten Häusern an schmalen Wasserwegen.
Tongli
Tongli – Fischerboot mir Kormoranen
Tongli
Suzhou und Hangzhou
Skizzenbuch-Impression
Mehrere Beispiele chinesischer Gartenkunst in Tongli, Suzhou und Hangzhou begeisterten mit ausgeklügelter Raumgestaltung selbst auf kleinsten Flächen.
Garten der Rückbesinnung
Garten des bescheidenen Beamten
In Hangzhou befindet sich eine der berühmtesten und ältesten Apotheken für Traditionelle Chinesische Medizin.
Alte Apotheke für TCM – Haupthalle
TCM-Arzt bei der Pulsdiagnostik in der Apotheken-Haupthalle
Verpacken der zusammengestellten Rezepturen in der Apotheken-Haupthalle
Huangshan – Altstadt Tunxi
Skizzenbuch-Impression
Die Altstadt von Tunxi bezauberte mit ihrer alten Architektur und den vielen kleinen handwerklich geführten Läden.
Altstadt Tunxi
In der Altstadt Tunxi
Altstadt Tunxi – Seitengasse
Den aufwendigen Herstellungsprozess von Tusche- und Reibesteinen konnten wir hautnah in einer bis heute nach alter Tradition arbeitenden Manufaktur erleben.
Reibesteinschnitzer
Reibesteine
Tuschesteine – Pressung der Rohlinge in Modeln
Tuschesteine – Aufbringung der Goldbemalung in der Endbearbeitung
Besonders beeindruckende Landschaftserlebnisse boten der Westsee und vor allem das Huangshang-Gebirge.
Westsee
Blühender Lotus, Westsee
Huangshan-Gebirge
Huangshan-Gebirge
Huangshan-Gebirge
Ein besonderes Highlight war der Besuch des Ateliers von Xiao Lin, der uns zum Gedankenaustausch bei einer Tasse Tee einlud und sich bei seiner Arbeit über die Schulter schauen ließ.
Xiao Lin bei der Arbeit
Tuschezeichnung von Xiao Lin (Ausschnitt)
Jingdezhen
Skizzenbuch-Impression
In Jingdezhen tauchten wir tief in die Geschichte und aktuelle Produktion des chinesischen Porzellans ein, besuchten verschiedene Produktionsstandorte und Studios örtlicher Porzellankünstler/innen und das Jingdezhen-Museum mit einer vortrefflichen Ausstellung alter und neuzeitlicher chinesischer Keramik höchster Qualität.
Die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Oldenburg (GDCF) feiert 2019 ihr 40-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben Mitglieder und Freunde des Vereins die einmalige Gelegenheit, die vielfältige Kunst und Kultur Chinas auf einer von mir als Projektbeauftragte entwickelten Exklusivreise gemeinsam direkt vor Ort zu erleben.
Die 14-tägige Rundreise verbindet Einblicke in die Bildende Kunst, Architektur und Kultur mit einzigartigen Landschafts- und Gartenerlebnissen. Sie besuchen die pulsierenden Künstlerviertel in Shanghai und können die einzigartige Architektur dieser Megacity während einer Hafenrundfahrt auf dem Fluss Huangpu bestaunen.
Shanghai
Im Wasserdorf Tongli und in Suzhou erwarten Sie gleich mehrere eindrucksvolle Beispiele chinesischer Gartenkunst. Außerdem bummeln Sie durch die schönsten Altstädte Chinas, wandern entlang des Westsees und entdecken zu Fuß die grünen Teeplantagen – natürlich nicht ohne einer Teezeremonie beizuwohnen.
Suzhou
In Hangzhou besuchen Sie eine der berühmtesten Apotheken für traditionelle chinesische Medizin und üben zum Sonnenaufgang mit einem Meister die fließenden Bewegungen des Tai-Chi. Im Seidenmuseum erhalten Sie einen Einblick in die Vielfalt der kostbaren Ware und ergründen die Entwicklung der Seidenstraße mit ihren sozialen Auswirkungen und Einflüssen. Der Besuch des im Jahr 326 gegründeten Lingyin Si Klosters rundet Ihren Aufenthalt in Hangzhou ab. Freuen Sie sich auf die beeindruckende Architektur der „Kostbaren Halle des Großen Helden“ und die einzigartigen Buddha-Skulpturen.
Huangshan-Gebirge
Den Schlusspunkt Ihrer Entdeckungsreise bildet Jingdezhen, die Hauptstadt des Porzellans. Hier tauchen Sie tief in die Geschichte der chinesischen Porzellanherstellung ein. Sie schauen den Töpfern und Porzellanmalern im Hutian Ancient Folk Museum über die Schulter, stöbern in kleinen Ateliers in der Altstadt und besuchen die alljährliche Messe für zeitgenössische Porzellankunst.
Die Insel Hainan im südchinesischen Meer war der Schlusspunkt unserer Reise. Tropische Vegetation, Wärme mit überreicher Vielfalt an Pflanzen und Formen. Auch bei der Kultur des hier ansässigen Li-Volkes fiel noch einmal die Textilkunst besonders ins Auge. Diesmal farbenprächtige Web-Stoffe, die auf kleinen, lediglich mit den Füßen gehaltenen Webstühlen hergestellt werden.
In Dali nahmen uns die Architektur der drei Pagoden aus dem 9. Jhdt. und der Altstadt gefangen. Wuseliges Morgenmarkttreiben, eine öffentliche Kalligrafievorführung und der Besuch einer Batikwerkstatt der Bai-Minderheit lieferten vielfältige Inspirationen.
Mit den bizarren Steinformationen im Steinwald bei Kunming stellte die Natur ihr ganzes kreatives Potential unter Beweis.
Lijiang verfügt als UNESCO-Weltkulturerbe über eine sehr beeindruckende Altstadt und weitgehend erhaltener alter Bausubstanz. Hervorzuheben ist die Kultur der Dongba-Minderheit. In unmittelbarer Nähe zum sehenswerten Schwarze-Drachenteich-Park gibt das Dongba-Museum Einblick in die Kultur der Naxi mit eigener Schrift (überwiegend Piktogramme) und eigener Papierherstellungstradition. Das Dongba-Papier kann lange halten. Die Religionsbücher, die vor 300 Jahren auf Dongba-Papier geschrieben wurden, kann man heute noch lesen. Der Grund liegt in der Beschaffenheit der Pflanze Wikstroemia lichiangensis. Sie wächst 2600–3500 Meter über dem Meeresspiegel im Naxi-Gebiet und wirkt insektizid. Weil immer weniger Leute die Papierherstellung beherrschen, ist das Dongba-Papier ein seltenes Produkt.
Shangri-La (bis 2001: Zhongdian) – dieser Name dürfte vielen aus dem Roman von James Hilton „Der verlorene Horizont“ bekannt sein – stellte mit rd. 3.200 Metern unser höchst gelegenes Etappenziel dar. Der besonderen Atmosphäre des Songzanlin-Klosters, dem größten Lamakloster des tibetischen Buddhismus in der Provinz Yunnan, konnte sich niemand von uns entziehen. Gold und überbordende farbige Malerei eingeschlossen. Die Altstadt von Shangri-La begeisterte durch eindrucksvolle Holzschnitzereien an den Häusern. Viele von ihnen wurden bei einem Brand in 1/2014 zerstört. Der originalgetreue Wiederaufbau war bereits weit fortgeschritten.